Schutzfaktoren
Was erhält Menschen gesund? Bei dieser Frage stehen schützende Faktoren, die sich stärkend auf die psychische und physische Gesundheit auswirken, im Mittelpunkt. Es geht hierbei um schützenden Faktoren innerhalb und außerhalb einer Person.
Innere Faktoren können körperliche Schutzfaktoren wie ein stabiles, widerstandsfähiges Immunsystem und körperliche Gesundheit sein, aber auch die individuelle Lebenskompetenz (englisch: life skills), persönliche Persönlichkeitsmerkmale (robustes, aktives und kontaktfreudiges Temperament) oder spezifische Bewältigungsstrategien.
Äußere Faktoren sind die Unterstützungsmöglichkeiten im sozialen Umfeld (z.B. Qualität der Beziehung zu Freunden und Familie).
Riskofaktoren Prätraumatische Faktoren
Geschlecht
"Verschiedene Studien belegen übereinstimmend, dass Frauen ein höheres Risiko haben, eine PTBS zu Entwickeln. Dies lässt sich unter anderem dadurch erklären, dass Frauen wahrscheinlicher schwere Traumatisierungen (z. B. sexuelle Gewalt) erleben, die mit höheren PTBS-Raten assoziiert sind. Bei der Betrachtung (z. B. Bürgerkriegserleben) finden sich hingegen keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Dies legt nahe, dass Geschlechtereffekte auch bei berufsbedingten Traumatisierungen von geringerer Relevanz sein könnten. Befunde hierzu sind jedoch heterogen und zeigen teilweise erhöhte PTBS-Raten bei Frauen, andere Studien finden wiederum vergleichbare Prävalenzen."
Alter
"Die Metaanalyse von Brewin et al. identifizierte ein jüngeres Alter als Risikofaktor für die Entwicklung einer PTBS. Bei Einsatzkräften zeigt sich hingegen ein differenzierteres Bild: Auch wenn ältere Einsatzkräfte (aufgrund über die Berufsdauer kumulierter belastender Ereignisse) insgesamt eine höhere Wahrscheinlichkeit aufweisen, PTBS-Symptome zu zeigen, scheinen jüngere Einsatzkräfte bei einzelnen, stark belastenden Ereignissen stärker gefährdet."
Intelligenz
"Der ursprünglich vor allem in Militärstichproben beschriebene Befund, dass ein geringeres Begabungsniveau mit einem erhöhten PTBS-Risiko assoziiert ist, konnte auch in der Allgemeinbevölkerung repliziert werden. Der Zusammenhang scheint unabhängig von der Traumaschwere jedoch eher gering zu sein. Darüber hinaus ist ein geringeres Begabungsniveau auch mit einer höheren Wahrscheinlichkeit assoziiert, ein Trauma zu erleben. Umfangreichere Forschung zum prädiktiven Wert von Intelligenz in spezifischen Risikoberufsgruppen fehlt bislang."
Frühere Traumatisierungen und stressreiche Lebensereignisse
"Zahlreiche Studien zeigen, dass frühere Traumatisierungen mit einem erhöhten Risiko einhergehen, bei nachfolgenden traumatischen Ereignissen eine PTBS zu entwickeln. Dabei scheinen sowohl die Art der früheren Traumatisierung als auch ihre gesundheitlichen Folgen relevant. So zeigte sich, dass frühere interpersonelle Traumatisierung - nicht jedoch akzidentelle - das Risiko für eine PTBS erhöht. Insbesondere gilt dies für Betroffene, die infolge der ersten Traumatisierung eine PTBS entwickelten. Die kumulative Wirkung stressreicher Ereignisse ist für Risikoberufsgruppen von besonderer Relevanz, da diese überdauernd belastenden Ereignissen ausgesetzt sind: Für polizeiliche und medizinische Einsatzkräfte zeigt sich folglich ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Anzahl belastender Ereignisse und der Wahrscheinlichkeit, PTBS-Symptome zu entwickeln."
Quelle: Sarah K. Schäfer, Christian G. Schanz: Risiko- und Schutzfaktoren psychischer Gesundheit bei Einsatzkräften. In: NeuroTransmitter. 2020; 31(9): 34–41.